Die Alte Süderelbe, die ias und deren Geschichte

Begonnen hat alles vor einem halben Jahrhundert mit der „Großen Flut“ 1962 in Hamburg. Damals überraschte eine Sturmflut die Bewohner. Viele Deiche brachen, besonders betroffen war der Süden der Hansestadt. Über dreihundert Tote waren zu beklagen, Tausende Kühe und anderes Vieh starben.

Flutschäden am Süderdeich 1962Nach der Flut traf der Senat vielfältige Maßnahmen, um die Menschen zukünftig vor ähnlichen Katastrophen zu schützen. Unter anderem wurde die Alte Süderelbe, zu diesem Zeitpunkt ein Nebenarm der Norderelbe, beidseitig durch Dämme von der Norderelbe getrennt.

Der Uferstreifen dieses Nebenarms, der bis dahin durch Ebbe und Flut regelmäßig überströmt wurde, fiel trocken. Doch wem gehörte das neu gewonnene Land? Den Anrainern, deren Grundstücke bis zur Abdämmung bis an das Wasser reichten, oder der Stadt, die das bis dahin befahrbare Gewässer in ihrer Obhut hatte? Streit war vorprogrammiert. Schließlich verzichteten die Anrainer gegen ein „Schlickgeld“ auf das Land. Allerdings unter der Option, dass ihnen ein Zugang zum Wasser erhalten bliebe und zukünftige, den Landschaftsraum betreffende Maßnahmen gemeinsam zu regeln und beschließen seien.

Viele Jahre später, im Frühjahr 2006, erhielten die Anrainer der Alten Süderelbe ein Schreiben der Stadt Hamburg in denen ihnen mitgeteilt wurde, dass der Uferstreifen im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme aufgewertet werden solle und das ihnen die Nutzung des Uferstreifens und des Gewässers zukünftig untersagt sei.

Eine Gruppe orstansässiger Personen schloss sich zusammen und versuchte, mit viel Rückhalt aus der Bevölkerung, den sich anbahnenden Konflikt zu lösen. Schnell wurde deutlich, dass es sich bei bei der Frage, wie die Alte Süderelbe genutzt werden soll und darf, nicht um das Privatinteresse einiger Weniger handelte, sondern um eine Angelegenheit von übergeordneter Bedeutung. Denn die Landwirtschaft aus Finkenwerder, aber auch aus Teilen des Alten Landes benötigt Wasser aus der Alten Süderelbe für die Bewässerung ihrer Obstplantagen. Am Südufer befindet sich ein bis heute auf über 20 Meter angewachsenes Spülfeld, auf dem die Stadt Hamburg Baggergut aus dem Hafen entsorgt. Außerdem ist ein großer Teil der Alten Süderelbe als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Letztlich dreht es sich also nicht um die Frage, wie die Alte Süderelbe zu nutzen ist, sondern darum, die Zukunft des gesamten Talraums dauerhaft zu sichern.

Das vor allem auch unter dem Aspekt, dass die Alte Süderelbe Teil einer  Gewässer- und Kulturlandschaftsachse ist, die im Verbund mit anderen Kultur- und Grünlandschaften betrachtet werden muss. Oberhalb Hamburgs sind dies das Biosphärenreservat „Elbtalauen“, die „Mittlere Elbe/ Flusslandschaft Elbe“ und die „Flusslandschaft Elbe Brandenburg“, der Nationalpark „Sächsische Schweiz“ und der Naturpark „Mecklenburgisches Elbetal“. Unterhalb Hamburgs schließen sich beidseitig der Elbe etliche großflächige Naturschutzgebiete, der Nationalpark „Hamburgisches Wattenmeer“ und das Elbe-Weser-Dreieck an. Hamburg dagegen entwickelt sich zum „Missing Link“, zur fehlenden Perle in der Kette.

Darüber hinaus verpflichtet die europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Hamburg zum zum Handeln und Umsetzen von Maßnahmen, für die die Alte Süderelbe eine nicht unerhebliche Rolle spielen könnte.

Die ias hat sich deshalb langfristige Ziele, wie beispielsweise eine grüne Gewässerachse, Natuschutz, aber auch eine für alle erlebbare Alte Süderelbe auf die Fahnen geschrieben. Dafür ist ist seit 2006 im Dialog mit Politik, Behörden und Bevölkerung viel theoretische und praktische Arbeit geleistet worden. Es wurden gut besuchte Informationsveranstaltungen organisiert, Projekte entwickelt und diverse Broschüren erstellt.

Seit dem Frühjahr 2012 stehen der ias direkt an der Alten Süderelbe etwa drei Hektar Land zur Verfügung. Sie sollen für umweltpädagogische Projekte genutzt werden und Besuchern einen Einblick in die Fauna und Flora des Gebiets ermöglichen. Denn: Nur was der Mensch selbst erlebt, begreift und schützt er auch.

Die ias ist seit 2009 ein eingetragener gemeinnütziger Verein.